Montag, 23. Januar 2017

Über das Lernen für Klausuren

Anfang Februar stehen bei mir Klausuren in der Uni an und das bedeutet, ich sollte eigentlich schon längst mit dem Lernen angefangen haben. Zumindest wenn ich mich an den Anderen orientieren würde. Wenn ich das tun würde, dann müsste ich bestimmt jeden Tag eine ganze Packung Valium nehmen, um nervlich nicht vollkommen am Ende zu sein.


Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich alles andere als ein Vorzeigestudent bin. Ich lerne auf den letzten Drücker, ich habe Probleme mich dazu zu motivieren und nutze jede Gelegenheit um etwas anderes zu tun. Alles bloß nicht lernen! Das schlimmste daran ist, dass ich für mein Abitur überhaupt nicht lernen musste und trotzdem gute Noten hatte. Zu der Zeit hatte ich das überhebliche, wenn auch scherzhaft gemeinte Motto: Wer Zuhause lernen muss ist selber schuld. Das funktioniert nur an der Uni leider nicht mehr, doch das war mir schon vor dem Studium klar. Doch dieses Motto war für mich auch eine Art Rache an all denjenigen, die mit ihrer "hardcore Lernerei" mich mit verrückt gemacht haben.

Egal ob noch im Abitur oder jetzt in der Uni, sobald im laufenden Semester einer der Dozenten zum ersten Mal das Wort "Klausur" in den Mund nimmt, zucken einige zusammen. Während ich mir den angekündigten Klausurtermin notiere, höre ich schon manche flüstern: "Wollen wir uns morgen zum lernen treffen? Fragst du auch noch die anderen?" Dann wird wie wild auf den Smartphones herumgetippt. Was genau konnte ich bisher nicht nicht wirklich sehen, aber ich vermute mal: Whatsapp-Gruppe erstellen, Lernplan machen, allen die man kennt den Termin mitteilen, Karteikarten und Textmarker auf Amazon bestellen, alle bisherigen Termine absagen um mehr Zeit zum lernen zu haben, seine Angst vor der Klausur auf Facebook posten, oder was auch immer. Manche brechen in Tränen und/oder Schweiß aus und sind extrem unruhig, weil ja von nun an das Schwert des Damokles über ihnen schwebt, welches nur darauf wartet (sie in Form des Nichtbestehens) auf sie hernieder zu gehen. In solchen Momenten kann ich mich nie entscheiden, ob ich genervt oder amüsiert sein soll. 

Natürlich kann man jetzt sagen, dass ich einfach nur faul bin und die anderen sind halt motiviert. Wahrscheinlich wollen die Anderen etwas in ihrem Leben erreichen, während ich einfach nur keine Lust habe. Aber mal ganz ehrlich, wenn ein Semester grade mal 6 Wochen alt ist und der Stoff für die Klausur grade erst mal angerissen wurde, dann hat man doch noch alle Zeit der Welt? Wenn die Klausur dann noch 4 Wochen entfernt ist und man gefragt wird wie weit man schon mit dem Lernen ist, dann beginnt für mich so langsam die Klausurphase. Klar hab ich ein schlechtes Gewissen wenn ich noch nicht viel getan habe und die Klausur rückt immer näher. Doch das ist nun mal die Konsequenz wenn man auf den letzten Drücker lernt. Damit habe ich auch kein Problem. Doch es gibt Menschen, die mich mit ihrem Lern-Wahn in den Wahnsinn treiben.

Diese Menschen rennen wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend. Je näher die Klausur rückt, umso schlimmer wird es. Ich vermute mal, dass deren Motto im krassen Gegensatz zum meinem steht: " Oh mein Gott! Ich kann ein 800 Seitiges Buch nicht Wort für Wort auswendig!" (vom Inhalts- und Quellverzeichnis mal ganz zu schweigen). Es wird praktisch mit jedem, zu jeder Zeit, über das gelernte gebetsmühlenartig gesprochen, um ganz sicher zu gehen dass man auch nichts vergessen hat oder alles perfekt beherrscht. Wenn man so will ein 10.000 facher Rosenkranz um endlich die Absolution zu erhalten. Ich finde da waren die Ablassbriefe ja noch human gegen. Auf jeden Fall wird das ganze Umfeld mit verrückt gemacht und das ist dann der Zeitpunkt an dem ich mich aus der Uni zurückziehe um ganz entspannt an die Klausuren heran zu gehen. Denn was nutzt mir das Gelernte, wenn ich es vor lauter Wahnsinn in der Klausur nicht mehr abrufen kann? Manche dieser Menschen schreiben dann auch eine Note, die nicht dem Aufwand ihres Lernens entspricht. 

Ich meine jeder soll so lernen wie er es für richtig hält. Doch wenn mein Wahnsinn so schlimm ist, dass er zum Teil andere ansteckt und es sich dann noch nicht mal lohnt, dann kann ich nur empfehlen einen Gang runter zu schalten. Was hat man davon nach dem Studium ein Wrack zu sein, weil man 24/7 nur gelernt hat? Wir werden schon alle den tollsten und am besten bezahlten Job der Welt bekommen. Also immer locker bleiben, dann klappt es auch mit den Klausuren.

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